Frontansicht des Schulgebäudes. Im linken Flügel befinden sich die drei Einfahrten zum Geräteraum. Neben dem vorspringenden Trakt mit dem Lehrsaal wurde der rechte Flügel als Übungshalle benutzt.
Ehrengäste bei der Eröffnung der Feuerwehrschule am 15. September 1929. In der Bildmitte der Ehrenvorsitzende Dr. Lampl, rechts daneben (mit Helm) Fritz Heiserer als einer der Initiatoren der Einrichtung.
Das neue Gebäude wird von Auszubildenden beübt. Um den Steigern adäquate Trainingsmöglichkeiten zu bieten, fand der ehemalige Wasserturm der Permanganatfabrik wieder Verwendung. 1930 besuchten bereits 400 Teilnehmer einen Wehrführer, drei Mannschafts-, fünf Motorführer- und einen Sanitätskurs.
Schon einen Tag nach der Eröffnung begann der Ausbildungsbetrieb. Hier die Teilnehmer des ersten Wehrführerkurses mit Fritz Heiserer in der Bildmitte. Daneben fanden 1929 noch drei Mannschaftskurse statt.
Um 1941: Rückansicht der Feuerwehrschule mit dem Steigerturm und den beiden Gasometern, mit deren Bau wenige Tage vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich begonnen wurde. Sie existieren heute genauso nicht mehr, wie der Steigerturm, welcher im Jahre 1967 gesprengt wurde.

Die Oberösterreichische Feuerwehrschule

Es ist bemerkenswert, dass Linz mit der Feuerwehrschule nicht nur über die älteste Einrichtung ihrer Art im deutschen Sprachraum, sondern auch über ein Juwel industrieller Architektur verfügt, dessen Schöpfer kein Unbekannter ist. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Julius Schulte – seit 1909 Architekt des Stadtbauamtes -  mit der Planung eines hochmodernen Chemiebetriebs an der Wirtschaftshofstraße (Straßenbezeichnung 1921-1955) betraut. Die bauliche Ausführung des Projekts übernahm die Firma Schaffer, deren Sitz in Urfahr übrigens 1970 Opfer eines spektakulären Brandes wurde.
Doch der äußere Schein der schönen Architektur trog! Die neue Fabrik war eine der vielen, doch unglücklicherweise wenig durchdachten Maßnahmen zur Ankurbelung einer darniederliegenden Nachkriegswirtschaft. Strukturell als Abbild der Linzer „ESSEFF“ konzipiert, erzeugte die Permanganatfabrik ab 1920 eine breite Palette verschiedener chemischer Grundstoffe, die von der Süßstoffproduktion bis zur Sprengstofferzeugung ihre Abnehmer fand. Dennoch versandete der Betrieb mit über hundert Beschäftigten innerhalb von nicht einmal vier Jahren in den allgemein chaotischen Verhältnissen der Zeit. Die Permanganatfabrik wurde 1924 liquidiert.

Feuerwehr in der Krise
Doch nicht nur die Wirtschaft spürte die Depression der Nachkriegszeit. Genauso hatte das Vereinswesen, insbesondere aber die Feuerwehr an den Verhältnissen zu nagen. Mehr als 4.000 Kameraden waren auf den Schlachtfeldern Europas geblieben bzw. kehrten mit physischen und psychischen Verwundungen heim – nicht fähig oder willens, sich einer „patriotischen“ Pflicht zu stellen. Einem geordneten Löschwesen fehlte also in den frühen Zwanzigerjahren der gesamte „Mittelbau“ als Bindeglied zwischen Jung und Alt.
Dieses Problem erkannte auch der Landesverband für Feuerwehr- und Rettungswesen. Er sann nach einem Institut mit der Fähigkeit, die entstandene Lücke zu schließen. Immerhin galt es, die Ausbildung von mehr als 50.000 verbliebenen Florianijüngern zu organisieren. Dies war bis zu jenem Zeitpunkt eher schlecht als recht gelungen. Zwar fanden schon ab 1921 „Landesfachkurse“  mit Regelmäßigkeit in Linz statt, doch waren sie mittelfristig zum Scheitern verurteilt. Mangels überdachter Übungsplätze war die Ausbildung stark wetterabhängig und kostete, da die Teilnehmer in Gaststätten untergebracht werden mussten, viel Geld.
So reifte im Verbandsvorsitzenden Fritz Heiserer die Idee zur Gründung einer Feuerwehrschule. Seine Vorstellungen wurden mit großer Begeisterung in der Sitzung des Feuerwehr-Beirats am 19. Dezember 1927 aufgegriffen und in einem Antrag an die Landesregierung formuliert. Als Finanzierung sollte ein Fonds aus Verwaltungsgeldern dienen.

Feuerwehr erwirbt Fabriksanlage
Dass die Landesregierung den Antrag nur schwerlich ablehnen konnte, zeigt sich schon allein in der Tatsache, dass dem Baufonds nach nur einem knappen Monat, am 17. Jänner 1928, stattgegeben wurde. Heiserer machte sich umgehend auf die Suche nach einem geeigneten Baugrund. Rein zufällig erfuhr er von der zum Verkauf stehenden Permanganatfabrik. Die Bedingungen hätten günstiger nicht sein können: Ein Hauptgebäude von hervorragender Substanz, fünf Joch Grund und eine optimale Lage im Linzer Militärbezirk, nahe den Kasernen und der Donau. Besonders beeindruckt zeigte sich Heiserer von der über 440 m2 großen, 15 m hohen Werkhalle, die das wetterunabhängige Üben ermöglichen sollte.
Nun ging es Schlag auf Schlag: Mit Hilfe des Ehrenvorsitzenden Rudolf Lampl wurden die Kaufverhandlungen mit der Bank für Oberösterreich und Salzburg als Eigentümerin zu einem befriedigenden Abschluss gebracht, sodass der Kaufvertrag am 1. März 1929 unterzeichnet werden konnte. Dem Umbau durch die Firma Pirkl und Eysert stand also nichts mehr im Wege. Man veranschlagte fünf Monate für die Arbeiten. Und dieser Zeitplan konnte, nachdem die Dachgleiche bereits im Juli erreicht worden war, eingehalten werden.

Eröffnung und Schulbeginn
Der Auflauf am Eröffnungstag, dem 15. September 1929, konnte sich sehen lassen. Alles mit Rang und Namen war angetreten, um das adaptierte Gebäude seiner Bestimmung zu übergeben. In seiner Gruß-adresse brachte Heiserer den Zweck der neuen Institution auf den Punkt: „… der Wille zum Helfen allein genügt nicht, er muss durch das Können wirksam werden. Deshalb ist diese Schule erbaut worden.“ Für seinen Einsatz wurde der Gründungsvater im Rahmen der Feierlichkeiten mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.
Schon tags darauf zogen die ersten Lehrgangsteilnehmer ein. Sie fanden eine moderne, wohl aber spartanisch eingerichtete Anstalt vor. Im Schlafsaal standen 40 Stahlrohrbetten dicht an dicht bereit. Strohsäcke dienten als Matratzen und ein hölzerner Koffer, der unter dem Bett bereit stand, als Aufbewahrungsort der mitgebrachten Habseligkeiten. Verpflegt wurden die Männer in einem Speisesaal für 60 Personen. Die Ausbildungsinhalte wurden im 45 Plätze fassenden Lehrsaal, am Freigelände oder in der großen ehemaligen Werkshalle vermittelt, die sogar für das Training an Schiebeleitern hoch genug war.
Noch im Jahr 1929 besuchten 130 Mann einen Wehrführer- und drei Mannschaftskurse. Zwei Jahre später durchbrach die Auslastung der Schule die 1.000er Marke. Dafür wurde von jedem Teilnehmer der Betrag von 10 Groschen als Kostenbeteiligung eingehoben.