Kaiser Franz Joseph zu Besuch in Linz
Nicht selten reiste er dabei mit dem Hofsonderzug an
Mehrmals im Laufe seiner beinahe sieben Jahrzehnte währenden Regentschaft beehrte Kaiser Franz Joseph die Stadt Linz mit seinem Besuch. Schon als 19-jähriger Monarch war er am 24. November 1849 über Böhmen hierher gekommen und hatte innerhalb seiner zweitägigen Anwesenheit unter dem stürmischen Jubel des Volkes das Theater, das Militärspital Stockhof und einen im Redoutensaal veranstalteten Ball besucht.
Charity für das Image
An den Festlichkeiten sollten auch die Armen teilhaben: 200 ausgewählte Menschen wurden in den Kasinolokalitäten mit Suppe, Braten und Wein bewirtet und 1.000 Gulden flossen, genauso wie der Erlös der Ballveranstaltung, karitativen Zwecken zu. Diese besondere Imagepolitur scheint inmitten einer politisch sehr unruhigen Zeit nur zu verständlich. Adalbert Stifter half übrigens bei der Gestaltung dieser Feierlichkeit mit. Am 19. Dezember 1852 nominierte Kaiser Franz Joseph Rudigier zum Bischof von Linz. Wohl romantisch verklärt ist jener 20. April 1854, an dem Franz Joseph seine per Schiff aus Bayern kommende Braut Elisabeth in Linz vor dem Hotel „Zum rothen Krebs“ erwartete. Weitere Besuche folgten in mehr oder weniger großen Abständen. 1860 eröffnete er die Bahnstrecke Linz–Salzburg und am 7. September 1879 das Linzer Volksfest. Auch bei der Eröffnungsfeier des Museums 1895 war er zugegen.
Unter großem Zeitdruck
Am weitaus besten dokumentiert ist allerdings der Kaiserbesuch vom 9. Juni 1903. In den Morgenstunden hatte ein Empfangskomitee bei strahlendem Sonnenschein am Bahnhof Kleinmünchen Aufstellung genommen. Man erwartete die Ankunft des Hofzuges, der Schlag neun Uhr einfuhr. Franz Josephs Visite stand von Anfang an unter enormem Zeitdruck. Nur wenige Minuten hielt er sich am Bahnhof auf, um sogleich die „Arbeiterkolonie“ zu besichtigen. Anschließend stand die nahe Schießhalle am Besichtigungsprogramm. Per Kutsche ging es weiter auf der Wiener Reichsstraße Richtung Innenstadt. Natürlich ließen sich die Stadtväter die Gelegenheit nicht entgehen, ihren neuen, vor wenigen Wochen eröffneten Volksgartensalon zu präsentieren. In der Franz-Joseph-Schule wurde von einem Mädchen ein Gedicht vorgetragen, wofür sich der Kaiser mit einer goldenen Medaillonkette bedankte.
Eintritt für den Kaiser
Bevor ihn sein Weg in den unfertigen Dom führte, hatte Franz Joseph noch einen Verwandtschaftsbesuch bei Erzherzogin Maria Christina zu absolvieren. Beim Dom hatte sich bereits eine Menschenmenge eingefunden, um ihm zuzujubeln. Den Dom selbst durfte man allerdings aus Sicherheitsgründen nur mit Eintrittskarten betreten, was im Vorfeld heftige Streitigkeiten ausgelöst hatte. Nach einem Lokalaugenschein bei den Denkmalen Stifters und seiner verstorbenen Gattin Elisabeth am Landhaus, überquerte der Festzug die Donau nach Urfahr. Im Petrinum angekommen, äußerte sich der Monarch zufrieden „über den Zustand dieser Anstalt“, um sogleich wieder die Rückfahrt Richtung Bahnhof anzutreten. Seine letzte Station war das Palais des Kaufmännischen Vereins. Dieses dicht gedrängte Programm erledigte Franz Joseph in nur knapp fünf Stunden.
Sonderzug nach Bad Ischl
Zu regelmäßigen Kurzaufenthalten des Monarchen im Linzer Bahnhof kam es auf der Durchreise in die Sommerresidenz Bad Ischl. Dabei hatte die Linzer Polizei die Aufgabe, den Hofsalonwagen des Kaisers vor den heranströmenden Personen zu schützen. Auch die Führungsriege der Polizei inklusive des Polizeidirektors, war bei jedem dieser Anlässe anwesend. Diese Kurzaufenthalte wurden von den Linzer Zeitungen auch sehr akribisch dokumentiert: „Linz, Samstag, 27. Juni 1914: Bekanntlich hat heute Früh 8 Uhr der Kaiser von Penzing aus die Fahrt nach Bad Ischl angetreten, um dort nun Sommeraufenthalt zu nehmen. Der aus 8 Wagen bestehende Hofsonderzug traf fahrordnungsgemäß um 11:19 Uhr vormittags am Linzer Bahnhofe ein. Als der Zug im Einfahren begriffen war, befand sich der Kaiser im Hofsalonwagen, es war dies der dritte Wagen im Zuge, blieb beim Fenster stehen und erwiderte die Hochrufe des auf dem Perron angesammelten Publikums, bestehend aus Eisenbahnbediensteten und reisendem Publikum, durch einen militärischen Gruß. Sodann zog sich der Kaiser in das Innere des Hofsalonwagens zurück und war nicht mehr sichtbar. Nach einem Aufenthalt von fünf Minuten setzte der Hofsonderzug die Fahrt nach Bad Ischl fort.“