Bischof Leopold Brellinger
Gegenüber vom Pichlingersee bei der Unterführung, dort, wo die Schwaigaustraße in die Raffelstettnerstraße mündet, war einst ein Bahnübergang mit dem Bahnwärterhaus Nr. 215. Es wurde im Zuge des Westbahnbaus 1858 errichtet und trug die Hausnummer Pichling 25.
Vor rund 140 Jahren lebte dort Michael Brellinger, er war 1843 als Zimmermannssohn in Aist geboren, mit jungen Jahren fand er Arbeit bei der Eisenbahn und wurde Schrankenwärter in Pichling.
Beim nahe gelegenen Eberlgut (2009 abgetragen), das sich ebenso in der Schwaigaustraße befand, lernte er die 23 Jahre jüngere Magd Anna Hochreiter kennen. Sie stammte vom Gmoabauerggut in Reichenau, ihre Schwester war mit der Bäuerin vom Eberlgut verschwägert. Im April 1891 feierten sie in der Kirche Ebelsberg ihre Hochzeit.
Ein trauriges Schicksal
Am 27. Juli 1893 kam Sohn Leopold zur Welt, die Taufpaten waren das Bauernehepaar Anna und Leopold Langmair vom Eberlgut. Jährlich wuchs die Familie, bis im Februar 1902 Michael Brellinger mit 59 Jahren an einer Lungenentzündung verstarb. 1903 erwarb die Witwe das Lackenbauernhäusl in Traundorf 25 (heute Ziererfeldstraße 10) und bezog es mit ihren Kindern. Am 11. Mai gebar sie mit 39 Jahren ein 6 Monate altes Kind, unmittelbar danach starben beide an einer Phosphorvergiftung.
Die Vormundschaft der minderjährigen Kinder übernahm der Bauer vom Eberlgut, Leopold Langmair. Er war auch Gemeinderat von Ebelsberg. Das Haus wurde versteigert und für die Kinder wurden Pflegeeltern gesucht. So kam der zehnjährige Robert Brellinger nach Fleckendorf zum Burnergut, wo der Sohn von Leopold Langmair einst hinheiratete.
Der 12-jährige Leopold Brellinger wurde als Ziehsohn von der Ebelsberger Apotheker- und Bürgermeisterfamilie Postl aufgenommen, die ihm die Ausbildung am Kollegium Petrinum ermöglichte. Im Juli 1913 bestand er die Reifeprüfung mit Auszeichnung, danach trat er in das Noviziat der Gesellschaft Jesu in Lainz ein, musste aber bald seine Ordensausbildung unterbrechen und 1915 und 1916 in einem Innsbrucker Militärspital bei der Pflege verwunderter Soldaten helfen. Nach dem Philosophie- und Theologiestudium wurde Brellinger in Woodstock zum Priester geweiht. 1924/25 machte er sein drittes Probejahr in New York, und 1926 wurde ihm endlich sein Wunsch erfüllt, in die Chinamission zu gehen.
Die Chinamission
Im Missionsgebiet „Sienhsien“ erlernte er an der französischen Hochschule „Hautes Etudes“ die chinesische Sprache und wurde dort 1927 Minister und Studienpräfekt. 1930 ging er hinaus in die praktische Missionsarbeit. Als erster der österreichischen Missionare benützte er ein Motorrad, das ihm dabei half die weiten Entfernungen zu überwinden und ihm ein großes „Gesicht“ bei den Christen gab. Sein Aufstieg zu höheren Ämtern, als Dekan in Chenchow, Rektor des Scholastikates in Zigawei (Shanghai) und als erster Apostolischer Präfekt der Kingshien–Mission war seiner Tatkraft und seinem überdurchschnittlichen Talent zu danken. 1947 wurde Kingshien zur Diözese erhoben und Brellinger zu ihrem Bischof. Aber die Kriegswirren in China ließen Brellinger nach der Weihe nicht mehr in seine Diözese zurückkehren, und 1954 musste er endgültig das Land verlassen, um im Exil auf den Philippinen und in Taiwan weiter für die geflohenen chinesischen Christen und Weltpriester zu wirken.
Im Gedenken
Ende Juli 1967 zog sich Bischof Brellinger eine Lungenentzündung zu und wurde in das St.Paul-Hospital von Taoyuan untergebracht, wo er am 18. September 1967 verstarb.
Im selben Jahr veranlassten Bischof Franz Sal. Zauner, die Kaplanei Pichling zu einer eigenen „Pfarrexpositur“ zu erheben. Die neue Pfarre erhielt den Namen „St.Paul zu Pichling“