Rettungswagen im Einsatz (1908) mit dem Symbol des Roten Kreuzes.
Als erstes motorisiertes Gefährt der Sanitätsabteilung diente dieser im Jahre 1911 in Auftrag gegebene Puch Type III.
Die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Linz im Jahr 1930 mit dem und Chefarzt Dr. Edmund Guggenberger (1. Reihe mit Brille), der Dr. Zechenter nachfolgte.
Angehörige der Rettungsgesellschaft vor ihrem Fahrzeug um 1930. Im Unterschied zu den Feuerwehrwägen hatten die Rettungsautos einen festen Aufbau.
Krankentransporte gehörten nach wie vor zum Haupteinsatzbereich der 1930 verselbstständigten Rettungsgesellschaft.

Das erste Linzer Rettungswesen

Die Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Linz

 

 

Wie es in manchen Ländern heutzutage noch der Fall ist, lag einst auch das österreichische Rettungswesen in den Händen der Feuerwehr. Zu den Feuerwehrpionieren gehörte Johann Rosenbauer. Er war Oberkommandant der damals noch Freiwilligen Feuerwehr Linz, die bereits 1866 gegründet wurde. Im selben Jahr eröffnete er auch auch ein Handelshaus für Feuerwehrbedarf in Linz und legte damit das Fundament für den heute weltweit führenden Hersteller für Feuerwehrtechnik.

 

Zudem hat Johann Rosenbauer maßgeblich daran mitgewirkt, auch in Linz im Jahre 1898 eine eigenständige Rettungsabteilung entstehen zu lassen. Zuvor gab es bereits die 1885 gegründete Sanitätsabteilung. Sie war für die Linzer Feuerwehr vor allem ein Selbstzweck, erhellt aus dem Umstand, dass sich ihre Tätigkeit zunächst auf die Hilfeleistung bei Bränden und Übungen beschränkte.

 

Ein organisiertes Rettungswesen, wie wir es heute kennen, gab es damals freilich noch nicht. Zwar hatten die Erinnerungen des Schweizers Henry Dunant an die Schlacht von Solferino (1859) und die Gründung des „Hilfs-comités für die k.k. Truppen“ auch in Oberösterreich Wellen geschlagen und 1879 für die Entstehung einer Rotkreuz-Organisation gesorgt.

 

Als Schutz und Kennzeichen wurde damals das rote Kreuz auf weißem Grund bestimmt. Es ist die Umkehrung der schweizerischen Bundesfarben, die zu Ehren der Schweiz angenommen wurden. 1876 wurde der rote Halbmond als zusätzliches Zeichen in den islamischen Ländern eingeführt. Allerdings zeichnete sich das Wirken dieser Organisation zunächst vor allem im militärischen Bereich aus, was auch bei uns zutraf. Erst mit Korpsarzt Dr. Zechenter reifte 1893 die Idee, die vorhandene Sanitätsabteilung zu einer Rettungsabteilung umzufunktionieren, die immer dorthin ausrücken sollte, wo dringende Hilfe notwendig war.

 

Erste Einsatzfahrzeuge

Da für den Transport Schwerverletzter damals kein geeignetes Transportmittel vorhanden war, beschloss das Kommando 1895 die Anschaffung einer Räder-Korbbahre. In sehr bescheidenen Grenzen wurde damit ein Rettungsdienst organisiert, der allerdings noch lange nicht den Bedürfnissen entsprach, zumal die Rettungsmannschaft über kein Lokal zur Unterbringung der Bereitschaft verfügte. Doch Zechenter arbeitete – unterstützt von Rosenbauer – unermüdlich an der Umsetzung seiner Ideen, sodass die Abteilung 1898 einen von der Linzer Sparkasse finanzierten Rettungswagen für zwei Bahren übernehmen konnte. Mit dem neuen Gerät stieg die Zahl der Hilfeleistungen nun rasant. Schon 1900 musste ein zweiter Wagen aus der Werkstatt Hans Drobils angeschafft werden.

 

Rot-Kreuz-Zusammenschluss

Im Jahr 1908 hatte die Rettungsabteilung, welche innerhalb ihrer ersten zehn Jahre bereits 8.844 Einsätze bestritten hatte und nur im Bedarfsfall mit der Gesellschaft vom Roten Kreuz kooperierte, sich derselben angeschlossen. Folglich führte sie den umständlichen Titel: „Sanitätsabteilung vom Roten Kreuz der freiwilligen Feuerwehr Linz“ und erwarb das Recht, unter dem bekannten Symbol aufzutreten. Unzumutbare Arbeit. Der Erste Weltkrieg war die erste große Bewährungsprobe. Unter dem größten persönlichen Einsatz ihres Leiters Dr. Zechenter führte die Abteilung mit Verwundetentransporten usw. mehr als eine Million Einsätze durch.

 

Obwohl sich die Linzer „Feuerwehrrettung“ im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet hatte, offenbarten sich Ende der Zwanzigerjahre gravierende Probleme. Die Mehrzahl des Personals hatte das 60. Lebensjahr bereits überschritten, was den damaligen Feuerwehrkommandanten Fritz Heiserer später zur unverblümten Aussage hinriss: „Wir konnten unseren alten, braven Kameraden die Anstrengungen des Rettungsdienstes nicht mehr zumuten, wir konnten aber auch die Bevölkerung nicht im Unklaren lassen, dass unsere körperlichen und sonstigen Kräfte nicht mehr ausreichten, diesen Dienst, so wie es sich gehört, zu versehen.“

 

Neuordnung

Außerdem machten die beengten Verhältnisse in der Zentrale Keplerstraße, deren Räume man sich mit der Feuerwehr teilte, schwer zu schaffen. Als überdies Dr. Zechenter am 27. November 1927 einem qualvollen Speiseröhrenleiden erlag, war die Abteilung führerlos geworden und dringender Handlungsbedarf gegeben.

 

So kam es am 27. Mai 1930 unter dem Vorsitz von Vizebürgermeister Josef Gruber im Sitzungssaal des Linzer Rathauses zur Gründung der „Linzer Freiwilligen Rettungsgesellschaft“, die nunmehr völlig losgelöst von der Feuerwehr die sanitäre Fürsorge in der Stadt übernahm. In Linz ist dies also mitlerweile 90 Jahre her, während das Österreichische Rote Kreuz heuer auch auf sein 140-jähriges Bestehen zurückblicken kann.