Gruppenaufnahme vor der Polizeischule mit den Vertragsbediensteten (Organen der Straßenaufsicht „OSTA“) des Lehrgangs 3 (15.10.1974 – 15.1.1975). In der Mitte der Kommandant der Polizeischule Rittmeister Franz Leonhardsberger und der Lehrer vom Dienst Gr.-Insp. Dr. Josef Bauer (links).
Ganz nach dem Rollenbild: Verkehrserziehung
in der Linzer Nietzschestraße.
Abschlussfeier mit Presse nach erfolgreicher Beendigung des Ausbildungskurses (OSTA) in der Polizeidirektion in der Mozartstraße mit Direktor Koller, 1974.
Gruppenaufnahme von ehemaligen Politessen (VB/OSTA) während der Aufschulung zu Polizistinnen.

Die Polizei wird weiblich

Die Gleichstellung der Frauen bei der Polizei war kein Spaziergang, sondern ein langer Weg

 

 

Im Jahr 1972 wurden vorerst drei Sicherheitswachebeamtinnen gemeinsam mit männlichen Kollegen ausgebildet. Auch die Änderung des neuen Dienstplans mit Mai 1973 führte zur Einstellung weiblicher Polizeikräfte, da für Linz die erforderliche Anzahl von Sicherheitswachebeamten nicht gegeben war. Daher wurden 35 Frauen zwischen 18 und 30 Jahren aufgenommen.

 

Die neuen Politessen, die zur Verkehrsregelung eingesetzt wurden und gegen Parksünder vorgehen sollten, bekamen eine eigene blaue Uniform, ein Gehalt von rund 4.000 Schilling und hatten eine durchaus attraktive Arbeitszeit: halbtags von 7 bis 14 Uhr oder von 14 bis 21 Uhr. Je eine Gruppe hatte zusätzlich am Samstagvormittag Dienst, ansonsten war das Wochenende frei.

 

Mediale Kastrationsängste?

1990 zogen auch bei der Sicherheitswache und Kriminalpolizei Polizistinnen ein. Eine Schlagzeile lautete ein wenig spektakulär: „Sturm auf Männerdomäne“. Seit 1973 waren Politessen bei der Linzer Verkehrsüberwachung eingesetzt. Mehr als Strafzettel schreiben durften sie jedoch nicht. Nun schuf ein neues Bundesgesetz die Voraussetzung dafür, dass Frauen in der Polizei dieselben Rechte und Pflichten haben wie ihre männlichen Kollegen. Von nun an versahen auch uniformierte Polizistinnen Dienst bei der Sicherheitswache – bisher gab es nur im Polizeigefangenenhaus Sicherheitswachebeamtinnen.

 

Anfangs wurde aber noch gestritten, ob die weiblichen Polizisten Hosen oder Röcke tragen sollten. In Linz dachte man an dieselbe Uniform, wie sie die Kolleginnen im Gefangenenhaus trugen. Allerdings: „Die Röcke dürfen nur zum Laufen nicht zu eng sein“, war aus der Polizeidirektion zu hören. Die Hosen setzten sich schließlich durch.

 

Frauen auf Streife

Zu den über 750 männlichen Polizisten der Sicherheitswache Linz kamen am 6. November die ersten 9 Polizistinnen. Auch in Graz begannen damals 6 Polizistinnen mit der Grundausbildung, in Wien waren es 25, am Ende sollten es 600 weibliche Streifenbeamte sein. Die Politik gab sich damals sogar kämpferisch. Nach erreichter Einigung zwischen SPÖ und ÖVP gab sich der Sicherheitssprecher der ÖVP Dr. Wendelin Ettmayer überzeugt: „Ich halte es für durchaus sinnvoll, Frauen verstärkt im Sicherheitsbereich einzusetzen.“ Der Linzer Polizeidirektor Dr. Stark formulierte ein wenig vorsichtiger: „Frauen sind bei manchen Amtshandlungen im Vorteil.“

 

Jagd auf Ladendiebe

Die ersten Polizistinnen in Linz wurden aus jenen 16 Politessen ausgewählt, die als Vertragsbedienstete mit Sondervertrag für Verkehrsüberwachung und Schulwegsicherung angestellt waren. Die 9 ausgewählten Frauen mussten zunächst einmal in die Polizeischule. Allerdings mussten sie nicht die gesamte 24 Monate dauernde Schulung durchmachen, da sie schon drei Monate Kurs und einige Erfahrungen hinter sich hatten. „Spätestens ab der 2. Jahreshälfte 1992 können sich etwa Ladendiebe darauf gefasst machen, von Frauen gejagt zu werden“, wurde damals in der Zeitung angekündigt.

 

Im Gegensatz zu den Politessen fuhren die Polizistinnen auch mit dem Streifenwagen und leisteten den ganz normalen Turnusdienst. Stationiert wurden sie anfangs im Wachzimmer Polizeidirektion, da dort alle nötigen Sanitäreinrichtungen und Umkleideräume vorhanden waren. Zu dieser Zeit ermittelten drei Frauen auch bereits bei der Linzer Kripo.