Das Gefecht bei Ebelsberg
„Das schreckliche Schauspiel vom 3. Mai 1809“ ist mit Sicherheit als jenes Ereignis der Lokalgeschichte zu bezeichnen, welches Ebelsberg zu internationaler Bekanntheit verhalf. Im Ort selbst sind die Erinnerungsmale kaum zu übersehen. Genauso hat die Schlacht in den historischen Publikationen Niederschlag gefunden, wenngleich das Gemetzel an den Traunufern im Lichte des gesamten Franzosenkrieges von 1809 wohl eher eine Fußnote darstellt, der keinerlei Weichen stellende Bedeutung im weiteren Verlauf des Feldzugs zukam. Trotzdem soll Napoléon von einem der „häßlichsten, unbesonnensten Unternehmen“der Militärgeschichte gesprochen haben, das mehrere tausend Tote in kürzester Zeit auf engstem Raum forderte.
Die französische Armee war dem Ort keine Unbekannte: Schon wenige Jahre zuvor, 1800, befanden sich die österreichischen Truppen auf dem Rückzug und brannten die Traunbrücke nieder, was die Franzosen jedoch kaum aufhalten konnte. Der folgende Waffenstillstand rettete Ebelsberg zwar vor Schlimmerem, es musste aber dennoch für Proviant und Quartier der Soldaten aufgekommen werden.
1805 schildert der Ebelsberger Pfarrer Zitterl, „daß die Russen beim Rückzug am Allerheiligenfeste in Ebelsberg eintrafen, wobei der Pfarrer den Fürsten ‚Pangratius‘ und 150 Mann zu bequartieren hatte. Am Allerseelentage nach der heiligen Messe kamen die Franzosen angerückt, worauf eine Kanonade begann.“
Zufall der Kriegsgeschichte
Dass Österreicher und Franzosen vier Jahre später ausgerechnet wieder in Ebelsberg aufeinander treffen würden, war ein Zufall der Kriegsgeschichte. Von österreichischer Seite sah man den April 1809 als gelegen, um dem sich im Streit mit Spanien befindlichen Frankreich den Präventiv-Krieg zu erklären.
Man konnte nicht auf fremde Unterstützung zählen und setzte daher auf das Überraschungsmoment. Nach einigen Tagen des Vorstoßes wendete sich das Blatt auf den Schlachtfeldern in Bayern. Die Armee des Erzherzogs Karl wurde zweigeteilt. Während sich Karl nach Böhmen zurückzog, ging Feldmarschall Hiller nach Oberösterreich – dicht gefolgt von den Franzosen. In Linz wollten sich die getrennten Armeegruppen wieder vereinigen, doch die Befestigungen der Stadt ließen zu wünschen übrig. In Ebelsberg hoffte Hiller, sich bis zum Eintreffen Ehz. Karls halten zu können.
Am Morgen des 3. Mai bezog er hier Stellung, als gegen 9 Uhr die französischen Spitzen bei Kleinmünchen auftauchten. Bald war die Schlacht in vollem Gange. Der französische Marschall Massena wollte voller Ehrgeiz einen Sieg erfechten, obwohl ein Teil der Grande Armee schon bei Wels die Traun überschritten hatte und es nur eine Frage von Stunden war, ehe dieser Hiller in die Flanke fallen konnte.
Im Markt spielten sich schauderhafte Szenen ab. Die Verwundeten, welche in den Häusern Schutz gesucht hatten, verbrannten qualvoll, als der Ort in Flammen aufging. 60 von 87 Häusern – auch Schloss und Kirche - brannten nieder.
Am späten Nachmittag zog sich Hiller Richtung Enns zurück. Er hätte wohl die Stärke besessen, seinen Gegner über die Traun zurückzuwerfen, doch wollte er seine Truppen für die entscheidende Schlacht bei Wien schonen.
Am Abend traf Napoleon am Schlachtfeld ein und soll von einem „nutzlosen Unternehmen Massenas“ gesprochen haben. Er übernachtete nahe des Baumgartnergutes, das sich heute auch Napoleonhof nennt, und ritt am 4. Mai nach Enns weiter.
Verluste
Am 3. Mai 1809 standen bei Ebelsberg 15.000 - 16.000 Franzosen 16.000 - 17.000 Österreichern gegenüber. Über die tatsächlichen Verluste klaffen die Angaben weit auseinander.
Zuletzt sprach man von 140 toten, verwundeten oder gefallenen österreichischen Offizieren und 8.200 Mannschaften. Darüber hinaus 6 Offiziere und 237 Mannschaften der Wiener Freiwilligen.
Auf französischer Seite sollen die Verluste mit etwa 100 Offizieren und 3.350 Mannschaften angegeben sein.12 Außerdem sollen etwa 1.000 Menschen in der Flammenhölle umgekommen sein. Insgesamt wird also von etwa 12.000 Opfern ausgegangen, unter denen sich allerdings keine Zivilisten befanden. Die Bevölkerung hatte sich rechtzeitig in den Kellern verschanzt oder war aus dem Ort geflohen.
Der Markt Ebelsberg bot ein Bild der Verwüstung. Von 87 Gebäuden waren 60 abgebrannt oder schwer beschädigt - darunter auch Kirche, Pfarrhof und Schloss. Damit nicht genug: Napoléon, der erwartete, dass ihm Erzherzog Karl in den Rücken fallen würde, befahl noch von Enns aus, Ebelsberg zu befestigen. Sowohl Brücke als auch Brückenkopf sollten wieder aufgebaut werden: „Für diese Anlage wurden 23 großteils vom Feuer beschädigte Häuser geschleift. Mehr als 1000 einheimische Arbeiter wurden für den Schanzbau eingesetzt. Den 10.000 benötigten Palisaden fiel der Schiltenbergwald zum Opfer. Die Schanzarbeiten dauerten bis Oktober 1809 und wurden kurz nach Friedenschluß (14.10.1809) eingestellt.“13
Da Napoléon die Verteidigungswerke bei seinem Abzug nicht dem Feind überlassen wollte, mussten sie Mitte Dezember wieder abgetragen werden.
Resumee
Zusammenfassend muss gesagt werden, dass es sich beim Treffen bei Ebelsberg weder für die österreichische noch die französische Seite um eine strategische Notwendigkeit handelte. Für Hiller bedeutete die Traun keinerlei Vorteil, da sowohl seine linke Flanke als auch sein Rücken ungedeckt blieben. Für die Franzosen war schon allein Marschall Lannes Bewegung auf Steyr entscheidend und man hätte den Stier mit dieser Flankenbewegung leicht an den Hörnern packen können.
Für die Österreicher dürfte der Hauptgrund für die Position an der Traun wahrscheinlich die Rettung bzw. Rückzugsdeckung der Division Schustekh gewesen sein, die sich erst im letzten Moment über den Fluss zurückzog.
Was die Franzosen betrifft, ist das Motiv des ungestümen Angriffs, den sogar Napoléon missbilligte, auf die Ruhmgier Massénas zurückzuführen. Sein IV. Armeekorps hatte an den Schlachten in Bayern kaum Anteil genommen und war ewig im Schatten Marschall Lannes gestanden. Nun wollte sich der ehrgeizige Kommandeur profilieren und Hiller ohne fremde Hilfe über die Traun zurückwerfen.