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In der Diesterwegschule – dort wo sich vor etwas mehr als sechzig Jahren noch die „Amis“ die Türklinke in die Hand gaben – inszenierte der Linzer Autor und Heimatforscher Manfred Carrington ein Spektakel, das nicht nur Schülern sondern auch Passanten in Erinnerung bleiben wird: Olivgrüne US-Militärfahrzeuge aus den Fünfzigerjahren mit brummenden Motoren, GIs in Uniform und mittendrin Hans-Jörg „Fatsy“ Razenböck in amerikanischer Generalsmontur. Der Anlass: Die Neuerscheinung des Buches „Koks und Cola. Linz in den Fünfzigerjahren“. Auf 248 großformatigen Seiten lässt das Werk jenes Stück Linzer Stadtgeschichte in großartigen Bildern wieder aufleben.
Zeitzeuge Fatsy, der nahe des amerikanischen Stützpunktes in der Besatzungszeit aufgewachsen ist, erinnert sich: „Ich habe die Amerikaner damals angehimmelt. Sie hatten T-Shirts, Baseballkappen und Blue Jeans. Und natürlich Cola“. Bereits im zarten Alter von vier Jahren kostete er die „amerikanische Jauche“, wie er das Getränk seither liebevoll nennt und kann seit damals nicht mehr davon lassen. „Es schmeckte früher noch anders und war so stark, dass es einem glatt die Schädeldecke gehoben hat“, erzählt Fatsy mit einem Augenzwinkern.
Wenn er das neue Buch des Lentia-Verlags durchblättert, werden Erinnerungen wach: „Koks und Cola, die beiden Begriffe sind untrennbar mit dem Linz der ‚Golden Fifties‘ verbunden“, meint Fatsy nostalgisch angesichts der einzigartigen Bilddokumente, die der Pressefotograf Alfred Harrer zwischen den rußschwarzen Fassaden der Vöest-Industriestadt und dem bunten Treiben anlässlich großer Veranstaltungen festgehalten hat. Aus seinem Nachlass entstammen die einzigartigen Aufnahmen, die auf eine faszinierende Zeitreise mitnehmen. Sie erzählen vom Alltag, aus den Tagen der Kindheit und Jugend, von einer Zeit, als Motorroller das Straßenbild prägten und Autos erschwinglich wurden. Vom gesellschaftlichen Höhepunkten und großen Festen, vom Nachtleben und den ersten Hochäusern. „Koks und Cola“ - ein Muss für jeden, der die Stadt von „anno dazumal“ kennenlernen möchte.
„Koks & Cola. Linz in den 50er-Jahren“ ist das nunmehr 17. Buch, das der Lentia-Verlag von Manfred Carrington seit 2007 herausgebracht hat.
„Ausschlaggebend für dieses Thema war, dass ich den Nachlass des Pressefotografen Alfred Harrer erworben habe. Er hat das Leben in Linz seit den späten Vierzigerjahren dokumentiert“, so der Heimatforscher.
Mühselig war das Sichten der ungeheuren Materialmenge. Ein Großteil unbeschrifteten Aufnahmen wurde nämlich nicht entwickelt, sondern befand sich auf Negativstreifen in unzähligen Kartonschachteln. „Harrer hat ja ziemlich alles fotografiert, was ihm vor die Linse kam. Zuerst ging es einmal darum, zu identifizieren, ob es sich bei interessanten Bildern überhaupt um Linz handelte.“ Wie ein Detektiv musste sich der Autor an winzige Details, Häuserfassaden oder kaum leserliche Straßenschilder klammern. „Außerdem haben wir die Jahrgänge sämtlicher Zeitungen durchforstet, für die Harrer fotografiert hat. Oft ergaben sich über dort veröffentlichte Aufnahmen Zusammenhänge in den Bilderserien“, erzählt Carrington von seiner Arbeit. Die Aufarbeitung des riesigen Schatzes ist dem Pichlinger eine Herzensangelegenheit: „Ich denke, dass das neue Buch über Linz in den Fünfzigerjahren vielen Menschen Freude bereiten wird, wenn sie sich an ihre Kindheit und Jugend zurückerinnern.“ Auf mehr als 400 Bildern sind einzigartige Szenen zu sehen, die die Zeit charakterisieren und einen Hauch Nostalgie versprühen.Sie zeigen, wie sehr sich die Stadt im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verändert hat.
Damals begann Linz seinen Aufbruch mit durchaus großstädtischen Ambitionen. Angesichts der ersten Hochhausprojekte träumte etwa Bürgermeister Ernst Koref, dass aus seiner Stadt ein österreichisches Manhattan werden würde. Die Vöest bildete bei diesem Aufschwung das wirtschaftliche Rückgrat. Die Menschen hatten Arbeit und brachten es zu einem bescheidenen Wohlstand. Ehemalige Luxusartikel wurden leistbar, man frönte nach einer entbehrungsreichen Zeit wieder dem Nachtleben, amüsierte sich auf großen Veranstaltungen und Festen. Die Zeit drückte der Stadt ihren Stempel auf.